856 Jahre Schwarzenberg- 

ein Streifzug durch die bewegte Geschichte meiner Heimatstadt

Autor : Michael Otto Obere Schlossstraße 16,08340 Schwarzenberg

Da der nachfolgende Text etwas umfangreich ist, und durch mich ständig aktualisiert, erweitert und verbessert wird, können Sie  beim Klicken auf untenstehende Überschriften gleich zu den jeweiligen Sie besonders interessierenden Kapiteln springen

Eine Geschichte meiner Heimatstadt Schwarzenberg zu schreiben ist aus mehreren Gründen ein schwieriges Unterfangen. Zum einen liegen auf Grund der wiederholten Kriegswirren und mehrerer verheerender Stadtbrände nur wenige Schriftstücke vor, welche andererseits durch Henschel und vor allem Dr. Fröbe ausführlich bearbeitet und kommentiert wurden, so dass jeder folgende Verfasser einer Stadtchronik ungewollt der Gefahr eines Plagiats ausgesetzt ist. Trotz alledem hat mich die Aufgabe gereizt, auch einmal den Gästen unserer „ Perle des Erzgebirges „ ein Stückchen unserer Heimatgeschichte näher zu bringen.

  1. Lage 

  2. Burg- und Stadtgründung um 1150

  3. Grenzen der Herrschaft

  4. Hussitensturm 1433

  5. Der Prinzenraub 1455

  6. Der Schmalkaldische  Krieg 1596

  7. Schwarzenberg vor dem 30jährigen Krieg

  8. Aus den Rats- und Kirchenakten

  9. Der 30jährige Krieg

  10. Der Bau der St. Georgenkirche 1690 - 1699

  11. Der große Stadtbrand von 1824

  12. Schwarzenbergs Blütezeit unter Bürgermeister Weidauer ab 1840

  13. Das Verkehrswesen: Eisenbahn, Ballonaufstiegsplatz und Zeppelinlandung

  14. Die Eingemeindungen und das Naturtheater

  15. Die Hochwasserkatastrophe von 1931

  16. Der Bau der Feierstätte

  17. Der zweite Weltkrieg und die Zeit der unbesetzten Zone

  18. Quellenangaben

  19. Ausblick

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Lage

Umrahmt von bewaldeten Bergrücken, geschützt vor dem rauen Gebirgsklima liegt inmitten eines Talkessels die 850jährige Bergstadt Schwarzenberg. Das Erzgebirge, früher der fast undurchdringliche Urwald Miriquidi, bildete im 10. Jahrhundert eine natürliche Grenze zwischen der damaligen Mark Meißen und dem Königreich Böhmen, nur vereinzelt durchstreift von sorbisch/wendischen Jägern. In drei großen Besiedlungswellen begannen aus Norden und Westen zuerst Bauern aus Niedersachsen und Franken sowie später Bergleute aus dem Fichtelgebirge entlang der großen Flussläufe in das Gebirge vorzudringen und sich in den Tälern anzusiedeln. Schon bald verband eine Pass- und Handelsstraße die meißnerschen Lande mit dem Böhmischen Reich.
Eine Kette von Burgen sollte vor allen an Flussübergängen oder strategisch günstigen Stellen diese Handelswege sichern und überwachen. In unserem heutigen Schwarzenberg kreuzten sich zwei für das damalige Frühmittelalter wichtige Routen: Aue – Lauter –Rittersgrün – Preßnitz ( das spätere Prisec`nice, jetzt unter den Fluten eines Stausees verschwunden) und Grünhain – Bockau – Eibenstock, die sogenannte Frühbusser Passstraße (heute Prebusz - hinter Carlsfeld).

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Burg- und Stadtgründung um 1150

Das in der Nähe der Furt an zwei Seiten steilabfallende Felsendreieck umflossen vom Schwarzwasser bot sich geradezu zum Bau einer Befestigungsanlage an. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist Heinrich von Mödling, der Stiefvater Heinrich des Löwen der Erbauer. An der Spitze des Felsendreiecks wurde die Burg errichtet, welche in den Anfängen noch nicht so imposant war wie heute.

Ein Burggraben trennte die einzeln stehende Felsspitze vom restlichen Teil des Felsplateaus, auf welchem bald darauf die erste dörfliche Ansiedlung wuchs. Dieser Graben, den eine Zugbrücke querte, wurde nach einem der letzten Stadtbrände (1709) mit dem Brandschutt der Häuser aufgefüllt. Hinter den Bauernhäusern am Felsenrand schützte zusätzlich eine hölzerne Palisade, welche später aus Stein ausgeführt wurde, und die Mächtigkeit von ca. 7 Metern Höhe und 3 Metern Dicke hatte, die Ansiedlung.
So war Schwarzenberg in den damaligen unruhigen Zeiten relativ leicht zu verteidigen, da an der Stelle, wo der heutige Hofgarten ansteigt, ein tiefer Graben mit dahinter aufgeschütteten Erdwall errichtet wurde. Der jetzige „ Brunnengraben „ hat noch heute den Namen davon, waren doch hier auch die ersten Wasserbehälter der Stadt, dessen kostbares Nass mittels aufgebohrter Baumstämme von den Höhen des Rockelmann und Heide herabgeleitet werden musste. Die Stadt selbst hatte keine Quelle in ihren Mauern.
Langsam wuchs die bescheidene Ansiedlung, ein kleines Kirchlein am unteren Tor gehörte zu den ersten Gebäuden, wobei es auch nicht auszuschließen ist, das dieses bescheidene Gotteshaus noch vor der Burgerrichtung bestanden haben kann, den Reisenden an dieser Kreuzung der Handelswege eine Stätte der Andacht und Erflehen des Beistands Gottes bei der nun folgenden Etappe durch die fast undurchdringlichen Wälder des Gebirgskammes gewährend.
Pfarrer in Schwarzenberg war, berichtet in den Schwarzenberger Kirchenbüchern, dass im Zuge der Reformation beim Abbruch der Messaltäre ein Pergament aufgefunden wurde, aus dem hervorging, das derselbe Altar schon 500 Jahre gestanden habe. Von einigen Heimatforschern wird diese Aussage bezweifelt

 


 

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Grenzen der Herrschaft

Die Herrschaft Schwarzenberg umfasste ein großes Gebiet. Seine ungefähren Grenzen waren vom Lauf der Pöhla bis zur Mündung in die Mittweida bzw. ins Schwarzwasser, diesem bis zum Zusammenfluss mit der Mulde folgend, mit dem Lauf des Filzbaches in Schönheide und der großen Rietert bis zur Quelle und von da in großem Bogen durch das Gebiet der jetzigen tschechischen Republik zwischen Joachimsthal, Abertam, Bäringen, Hirschenstand, Gottesgab und Platten zurück zur Pöhlaquelle.
1425 zog das Geschlecht der Tettauer auf die Burg Schwarzenberg und regierten hier bis 1533. Nebenstehend das Wappen der Familie Tettau, welche von 1425 bis 1533 auf Schloss Schwarzenberg herrschte.

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Hussitensturm 1433

Hatten die großen Kriegswirren um Schwarzenberg bisher einen Bogen gemacht, war es mit der trügerischen Ruhe Ostern 1433 vorbei. Die Hussiten unter ihrem Anführer Prokop, welche vom Böhmischen herübergezogen waren, belagerten die Stadt, die schließlich am 2. Osterfeiertag erstürmt wurde.

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Der Prinzenraub 1455

Anfang Juli 1455 erlebte die Umgebung einen der ersten und spektakulärsten Fälle von „Kidnapping „. Der Ritter Kunz von Kauffungen, welcher sich nach abgeleisteten Söldnerdiensten im Krieg zwischen Kurfürst Friedrich II. und seinem Bruder Wilhelm benachteiligt fühlte, entführte am 07. Juli die Prinzen Ernst und Albrecht von Sachsen aus dem Altenburger Schloss.
Während sich der Ritter mit seinen Helfern durch die dichten Wälder Richtung böhmische Grenze schlug, ertönten überall im Land die Sturmglocken. In den Wäldern um Schwarzenberg machte Kunz von Kauffungen mit seiner Schar eine letzte Rast und wurde dabei von Köhlern überwältigt und seinen Verfolgern übergeben.
1533 kaufte Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige die Stadt und gesamte Herrschaft für 20.700 Gulden von Georg, Albrecht und Christoph von Tettau.

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Der Schmalkaldische Krieg 1547

Das Erzgebirge und mit ihm meist auch das Städtchen Schwarzenberg kamen nicht mehr zur Ruhe. Als 1596 Christian II. und Kurfürst Johann Friedrich sich im sogenannten Schmalkaldener Krieg bekämpften, versuchte im Oktober desselben Jahres Oberst Sebastian von Weitmühl mit 600 Landsknechten die Stadt zu stürmen, wurde jedoch von den Hammerschmieden, Bergleuten und Bürgern zurückgeschlagen.

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Schwarzenberg vor dem 30jährigen Krieg

Einen Blick auf das Städtlein Schwarzenberg, wie es vor den großen Verwüstungen des dreißigjährigen Krieges ausgesehen hat, vermittelt uns der Stich Wilhelm Dillichs, welchen er im Auftrag der Kurfürstlichen Regierung im Jahre 1627 anfertigte. Von der Anhöhe des Totensteins schweift der Blick des Betrachters durch Bäume unverstellt über das Schwarzwassertal bis zum Scheibenberg ( b- alle Buchstaben in Klammern stammen von Dillichs Erläuterung auf dem unteren Bildrand). Abgesehen von der zu diesem Zeitpunkt noch nicht errichteten St. Georgenkirche neben dem Schloss präsentiert sich die Altstadt fast genau so, wie wir sie heute kennen. Die alte Kirche (h) befand sich damals auf der „ untern Schloßgass“, vom Turm des Rathauses (c) deutlich überragt. Genauso wie heut zogen sich die Häuser der oberen und unteren Schlossstraße am Felsenrand entlang, in ihren Höfen Ställe und Scheunen bergend. Das Rathaus stand damals noch mit der Giebelseite zum oberen Markt ( der heutige untere Markt war bis 1699 einer der Friedhöfe, einen zweiten legte man im Jahre 1552 am „ Erlsweg „ an, da der alte Friedhof am heutigen unteren Markt platzmäßig nicht mehr ausreichte). „ Unter der Kirchen( f) begannen sich die ersten Vorstädte zu bilden, da der Platz zwischen den schützenden Mauern längst zu klein wurde. Über dem damals noch kleineren Turm des Schlosses sehen wir auf der Kuppe des Brückenberges ( i) das alte Vorwerk. Rechts schräg über der Flussschleife erkennen wir hingeduckt die Häuslein von Crandorf ( e), schräg links darunter im Flussbogen den Kugelhammer ( m). Der Schwarzenberger Künstler Albert Major malte 1930 anhand dieser alten Stadtansicht ein vergrößertes und farbiges Bild welches im Schlossmuseum Schwarzenberg sowie im Gasthof " Zur Sonne " hängt.

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Aus den Rats- und Kirchenakten  

Über das Leben und Treiben in meiner Heimatstadt geben die wenigen erhalten gebliebenen Rats- und Kirchenakten recht genau Auskunft. Das Städtlein besaß schon frühzeitig Markt-, Mahl- und Braurecht. Das bedeutete für die umliegenden Dörfer unter anderem, das sie nur in Schwarzenberg ihr Korn mahlen, Salz und Bier kaufen durften. Allein die Altstadtbewohner waren brauberechtigt und ließen dieses Privileg reihum gehen. Dieser Vorteil wurde jedoch von den vielen Frondiensten für die jeweilige Herrschaft auf Schloss Schwarzenberg wieder aufgehoben. Dr. Fröbe schreibt dazu in seinem Buch „Geschichte der Stadt Schwarzenberg „ ( Selbstverlag EZV Schwarzenberg 1927): „5 Ausspänner müssen alles auf den Feldern der Herrschaft geerntete Getreide und Heu einfahren, 15 Bürger sind zu einem Tag Arbeit mit der Egge auf den Herrenvorwerken verpflichtet, 8 müssen Getreide aufbinden, alle übrigen Heu „ dörren, rechen und schöbern „, 2 Bürger fronen je 1 Tag zur Haferernte, die zwölf je einen Tag zum Gras „ haynen „verpflichteten, müssen eine bestimmte Anzahl Klafter Holz in den Forsten der Herrschaft – später des Amtes – für die Herrschaft hauen. Sämtliche Einwohner können zum Treiberdienst für die Jagd, vor allem für die Wolfsjagd aufgeboten werden." (a.a.O.S27/28) Schon um 1560 arbeiten in den Stadtmauern verschiedene Gewerke, wie Schmiede, Gerber, Böttcher, Tischler, Fleischer, Schneider, Bäcker Schuster und Kürschner. Dies waren jedoch meist nur Nebenerwerbe, um den Verdienst mit der kümmerlichen Landwirtschaft etwas zu verbessern.

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  Der 30jährige Krieg  

Doch bereits 6 Jahre später war es mit der Ruhe vorbei. Gingen die vorhergehenden Scharmützel für die Stadt noch glimpflich aus, so traf der dreißigjährige Krieg unser Schwarzenberg mit vernichtender Wucht. Da in Grenznähe strategisch günstig gelegen, war es ein Zankapfel der Kriegsparteien und musste immer wiederkehrende Erstürmungen, Plünderungen und Besetzungen erdulden: ab 1633 Sturm der Verteidigungsschanze am Lumpicht in Aue durch Kroaten, Erstürmung und Plünderung der Stadt und Weiterzug der kaiserlichen Truppen gegen Leipzig, dortige Niederlage und Rückzug der geschlagenen Armee. Diesmal jedoch fielen die Bürger, Bauern und Bergleute der Umgebung über die Landsknechte her und übten Vergeltung. Die Pest, durch die wiederholt durchziehenden Soldaten der verschiedensten Kriegsparteien eingeschleppt, brach aus und ganze Dörfer verödeten. Wilhelm Otto von Ullersdorf besetzte die zu einem Drittel ausgestorbene Stadt, wurde jedoch am 05. Dezember durch die Kavallerie und Dragoner des Obersten Dietrich von Taube bezwungen. Ein Jahr später, vom 24. – 27. Oktober 1634 durch Oberst Schönickel erneut erstürmt und verwüstet. Am 26. November des gleichen Jahres fielen 200 Dragoner über die gerade notdürftig für den zu erwartenden harten Winter wiedererrichtete Stadt her, plünderten sie und hielten sie bis Frühling 1635 besetzt. Die Stadt und ihre Umgebung kam nicht mehr zur Ruhe. Die Einwohnerschaft, von den Seuchen und Überfällen stark dezimiert, verließ die verwüstete Stadt und die niedergebrannten umliegenden Dörfer und hauste in den Wäldern.

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Der Bau der St. Georgenkirche 1690 - 1699  

Nur langsam erholte sich die Stadt wieder, wuchs und gedieh. Hatte sie auch in ihrem unmittelbaren Herrschaftsbereich keine Bergwerke mit reicher Ausbeute, so verschafften doch Hammerwerke, Zinnseifner und der Waldreichtum der ansässigen Bevölkerung Arbeit. So wurde auch das bescheidene Kirchlein auf der unteren Schlossstraße zu klein für die stetig wachsende Bevölkerung, auch war ihr bisheriger Standplatz bei den vielen Stadtbränden äußerst ungünstig, so das der damalige Rat nach einem besseren Platz Ausschau hielt. Es bot sich geradezu an, die Symbole geistlicher und weltlicher Macht nebeneinander zu stellen. Der Bergzehntner Balthasar Lehmann stiftete den vorderen Teil des Bauplatzes, der damalige Kurfürst Johann Georg III. den hinteren, zum eigentlichen Schloss zugewandten Teil. Die Steine für den Bau brach man am Rockelmann und transportierte sie mittels vierrädrigen Karren, langen Holzschienen, auf welchen sie rollten sowie Seilen und Haspeln von der Vorstadt am heutigen Kirchsteig nach oben. Zum Drehen der Kurbeln wurden alle Bürger verpflichtet ( welche sich aber loskaufen konnten ) oder Personen mit geringen Vergehen vom Gericht verurteilt. 

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Der große Stadtbrand von 1824  

So zogen die Jahrhunderte über die langsam wachsende Stadt, welche immer wieder durch verheerende Stadtbrände (1495, 1535, 1649, 1709, und 1824) in ihrer Entwicklung zurückgeworfen wurde. Vor allem der letzte, welcher gleichzeitig in seinen Auswirkungen der verheerendste war, zerstörte die Stadt fast vollständig und vernichtete wahrscheinlich auch noch die letzten Reste alter Unterlagen, welche uns genaueren Aufschluss über die Frühgeschichte unserer Stadt hätten geben können. Es ist ein ungewöhnlich heißer Frühling gewesen, schon Ende April lieferten die hölzernen Rohrleitungen von Rockelmann und Heide nur wenig Wasser in die Stadtbottiche. Da kam es am 02. Mai, dem Ostersonntag 1824 zur Katastrophe. Morgens gegen halb neun Uhr, die Bevölkerung sammelt sich in der Kirche zum Gottesdienst, bricht in einer ärmlichen Schmiede am Fuße des Rösselberges ein Feuer aus. Horst Henschel schreibt in seinem Bericht:  „ Der große Brand zu Schwarzenberg „ über die nun folgenden Geschehnisse folgendes: „ Von starkem, unstet wehendem Winde getrieben und von der vorausgegangenen großen, anhaltenden Wärme und Trockenheit begünstigt, teilt sich das Feuer in wenigen Minuten den schindelgedeckten Nachbarhäusern mit. Flugfeuer steckt zu gleicher Zeit entfernte Teile der Vorstadt an der Straße nach Schneeberg in Brand. Durch Entzündung der hölzernen Hintergebäude auf der westlichen Seite der Altstadt dringt das Feuer in diese selbst ein. „  ( in „Der große Brand zu Schwarzenberg im Erzgebirge am 2. Mai 1824 „ EZV – Verlag) Die Hitze trug die brennenden und verkohlten Akten bis weit hinter die Schneeberger Gegend, berichtete der damalige Pfarrer Bähr in den Kirchenbüchern. „... und in vier Stunden war schon das ganze Städtchen nebst einem bedeutenden Teil der Vorstadt ein Aschehaufen. Nur die Kirche, das Schloss und das Brauhaus rettete Gott. 266 Familien, 1017 Personen – nach überschlägigen Berechnungen – bedeckten, ihres Obdachs beraubt, mit wenigen geretteten Habseligkeiten die Berge und Felder umher. „ (Kirchenbuch 1665 – 1734, Bl.23) Schon bald nach dieser verheerenden Katastrophe, welche mit Ausnahme einiger weniger Gebäude die gesamte Stadt in Schutt und Asche legte, begann man die Stadt wieder aufzubauen.„ Das obere Stadttor mit seinem Torgebäude, das den Eingang verengte und eine schädliche Häuserverbindung unterhielt, wurde abgetragen und zugleich die Straße erweitert. Die der Stadt so verderblich gewesene nahe Häuserreihe am Rösselberge wurde bis auf den Fuß des Berges abgeworfen, der Hohlweg aufgefüllt und in eine freie, feste Straße umgewandelt. Den engen Gassen wurde mehr Geräumigkeit und gerade Richtung gegeben, indem man gewisse Häuser und vordrängende Grundmauern beseitigte und sie woanders hin verlegte.. Im Jahre 1825 stand Schwarzenberg neuerbaut, freundlicher in seinem Äußeren und zweckmäßiger in seinem Inneren. „ ( H. Hentschel. A. a. 0. S. 14/15)

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Schwarzenbergs Blütezeit unter Bürgermeister Weidauer ab 1840   

In den folgenden Jahren war es für die Stadt Schwarzenberg ein besonderer Glücksumstand, das sie mit Bürgermeister Friedrich Gustav Weidauer ( gewählt 1840) einen der bedeutendsten Förderer zu ihrem Vorsitz hatten. Er war es, der sich für den Anschluss Schwarzenbergs an das damals noch junge Eisenbahnnetz einsetzte ( Zwickau – Schwarzenberg 1858, Schwarzenberg – Johanngeorgenstadt 1883 und Schwarzenberg – Annaberg 1889). Mit dem Anschluss an das Bahnnetz konnten die ansässigen Holzschleiferein, Pappen- und Papierfabriken, Klempnerein und Metallwarenfabriken, die Blech- und Emaillefabriken und die damit verbundenen Zulieferbetriebe, Eisengießereien, Kammgarnspinnereien und die Klöppelindustrie ihre Produkte kostengünstiger im gesamten damaligen deutschen Reichsgebiet vertreiben. Die Stadt entwickelte sich mehr und mehr zu einer Ämterstadt. Mit dem Amtssitz der Königlichen Amtshauptmannschaft verbunden siedelten sich der Bezirksarzt, der Bezirksschulinspektor, Bezirkssteuereinnahme mit Rentamt und Bauverwalterei, Bezirkslandmesser, Bezirkstierarzt, Brandversicherungsinspektion, das Straßen- und Wasserbauamt an. Durch den Zuzug musste eine größere Schule gebaut werden (1889). Das Vereinsleben blühte auf und verschaffte der Stadt, hauptsächlich durch den Erzgebirgszweigverein, den Schützen- und Turnverein sowie den Gesangvereinen ein reges kulturelles Leben. Die Parks an Ottenstein ( mit Aussichtsturm) und Totenstein entstanden, das „ Bad Ottenstein „ ( eröffnet 1863) zog viele wohlhabende Patienten, welche in Karlsbad oder Franzensbad Heilung von ihren Leiden suchten, zur Nachkur in die waldreiche Gegend. Die Stadt wuchs kontinuierlich: Waren es 1697 noch 772 Einwohner innerhalb und vor den Stadtmauern so betrug die Einwohnerzahl im Jahr nach dem letzten großen Stadtbrand bereits 2.000,um 1890 auf 3.560 und 1919 auf 10.000 anzuwachsen.

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Das Verkehrswesen: Eisenbahn, Ballonaufstiegsplatz und Zeppelinlandung   
  1898 verkehrten beispielsweise in Schwarzenberg täglich 8 Züge, an Sonntagen sogar 9. War die Zwickau – Schwarzenberger Eisenbahnlinie die erste Zugverbindung ins Erzgebirge, so spielt Schwarzenberg auch in einer anderen Verkehrsart mit eine der Vorreiterrollen im Erzgebirge: dem Ballonfahren. Am 26. Juni 1911wurde der neuangelegte Ballonaufstiegplatz am Sauerstoffwerk eingeweiht . Wenn man in den damaligen Zeitungen blättert, fällt einem auf mit welcher Anteilnahme und Interesse diese für die damalige Zeit sensationelle Fortbewegungsart verfolgt wurde. Bei günstigen Wind- und Wetterverhältnissen starteten fast wöchentlich von hier Ballons der verschiedenen Privatpersonen oder der damals wie Pilze aus dem Boden schießenden Aeroclubs. Die Landestellen hingen von den meteorologischen Verhältnissen ab , die mir vorliegenden Zeitungsberichte sprechen von Wittenberg , Bad Schmiedeberg ,Wiesenthal bei Gablonz i.B. , Thurnau bei Reichenberg i. B., Dux, Aussig, Leitmeritz, Komotau, Ratibor, Habelschwerdt. Mittels Brieftauben hielt man Verbindung mit der Heimat und die erreichten Zwischenstationen wurden im„ Erzgebirgischen Volksfreund „ bekanntgegeben. Am 03. Juli 1911 landeten hier zwei Ballonfahrer aus Frankreich, welche am Tag zuvor in Paris gestartet waren. Mit der Bahn fuhren sie und ihr Ballon nach einer Stadtbesichtigung und Übernachtung am nächsten Tag wieder zurück. Bereits zwei Jahre später, am 19. Oktober 1913 landete der Zeppelin „ Sachsen „ auf den Wiesen zwischen Schwarzenberg und Bermsgrün. Die Bermsgrüner, seit 1999 nach Schwarzenberg eingemeindet, feiern jährlich dieses Ereignis mit einem großen Zeppelinfest. 

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Die Eingemeindungen und das Naturtheater   

Um 1908 entstand unterhalb des Bahnhofes die Neustadt als industrielles Zentrum der Stadt mit Arbeiterwohnungen, Betrieben und Geschäften, später wurde sogar der Rathaussitz aus der Altstadt hierher verlagert. Die Stadt wuchs immer weiter, 1913 wurde Obersachsenfeld, 1919 Neuwelt mit Untersachsenfeld und 1920 Wildenau in die Stadt eingemeindet. Der immer stärker werdende Fremdenverkehr stärkte das Pensions- und Gastwirtgewerbe, ein dritter Park ( Rockelmannpark) mit einem Denkmal für die 165 im Ersten Weltkrieg gefallenen Schwarzenbergern und einer idyllisch gelegenen Naturbühne wurden angelegt. Diese Freilichtbühne, am 09. Juli1924 mit dem Stück „ Der Wilderer „erstmals bespielt, gehört zu den ältesten und schönsten in Sachsen.

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Die Hochwasserkatastrophe von 1931  

Und erneut ließ eine Naturkatastrophe der Stadt keine Ruhe zum Aufbau.  Horst Henschel schreibt über die dramatischen Ereignisse des 06. Juli 1931: „Den ganzen Tag über war der Himmel grau, seit Mittag bis zum Abend rollte in der Ferne der Donner. Zu Niederschlägen kam es hier in Schwarzenberg nur in geringem Maße. Da urplötzlich, es war gegen 6.30 Uhr abends, zeigte das Schwarzwasser beängstigendes Hochwasser... Eine telefonische Benachrichtigung von Johanngeorgenstadt aus war unmöglich, da dort die Telefonleitungen durch die Fluten schon zerstört waren... So kam es auch, das sich mancher Hausbewohner noch unbesorgt das Naturschauspiel betrachtete, während schon nach einer knappen Stunde seine Wohnung in Schlamm und Wasser ertrunken war. Den meisten Schaden richtete nicht das Wasser, sondern das Schnittholz und die Baumstämme an, welche von den Sägewerken zwischen Breitenbrunn und Erla mitgerissen wurden. Wehre, Straßen, Gleiskörper und Hauswände wurden durch sie zerschlagen, Brücken weggerissen. An der uralten steinernen Brücke am Brückenberg verstopften die Balken und Bretter den Durchlauf und leiteten die Flutwelle in die Häuser, welche bald 2 Meter tief in Schlamm, Geröll und Wasser standen. 3.80 Meter Hochwasser führte der Fluss.

Aktuelle Bilder vom verheerenden Hochwasser im August 2002

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Der Bau der Feierstätte   

In den dreißiger Jahren ( 1934 -1938) entstand in einem Steinbruch oberhalb des Naturtheaters durch den Reichsarbeitsdienst die gewaltige, im Monumentalstil der damaligen Zeit gestaltete „ Grenzlandfeierstätte „. In 80.000 Tagewerken wurden 3.000 Kubikmeter Erde und 22.000 Kubikmeter Fels zu einem riesigen amphitheaterähnlichen Halbrund gefügt, mit Sitzplätzen für 22.000 Zuschauer und einer riesigen Bühne.

Der zweite Weltkrieg und die Zeit der unbesetzten Zone  
Dann kam der zweite Weltkrieg und wieder ließen viele Schwarzenberger auf den Schlachtfeldern Europas ihr Leben .  Unter den mindestens 233 gefallenen Schwarzenbergern des 2. Weltkrieges befand sich auch mein Großvater Kurt Otto, welcher in Frankreich, in der Nähe Sedans fiel.
Doch während am 08. Mai 1945 der Krieg offiziell beendet wurde und Deutschland von den vier Siegermächten besetzt war, blieb Schwarzenberg aus bisher ungeklärten Umständen Niemandsland. Die Amerikaner stoppten ihren Vormarsch bei Hartenstein, während die Rote Armee bei Annaberg verharrte. Die Stadt war voller Flüchtlinge und Ausgebombte, in den Schulen lagen über 1.000 verwundete Soldaten, in den Wäldern versteckten sich Reste der geschlagenen Wehrmacht. In Selbstverwaltung versuchen ehemalige Mitglieder von KPD und SPD die Spuren der alten Zeit zu beseitigen und eine eigene Republik zu gründen. Es erscheint eigenes Geld und eigene Briefmarken, es werden Verhandlungen mit den Siegermächten über Lebensmittellieferungen in die unbesetzte Zone geführt, bis nach 7 Wochen die Sowjetarmee einmarschiert. Damit war der Traum von einem dritten Weg zwischen den beiden damals vorherrschenden Systemen ausgeträumt. Stefan Heym hat in seinem Roman „Schwarzenberg„ diese Geschehnisse mit gewissen künstlerischen Freiheiten nacherzählt.

 

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AUSBLICKE

Hiermit soll mein kurzer Bericht über die wechselvolle Geschichte meiner Heimatstadt enden. Die folgenden Jahrzehnte bis zur Gegenwart und der 850 Jahrfeier im Jahr 2000 füllen die nächsten Seiten. Vieles gäbe es noch zu erzählen: vom Grafen Friedrich Ludwig von Solms zu Tecklenburg, dem Rittergutsbesitzer von Sachsenfeld, von den Auftritten des bekannten Erzgebirgssängers und – Dichters Anton Günther im Ratskeller, von der großen erzgebirgischen Feierohmdschau mit vielen Zehntausenden Besuchern in 2 Monaten, von den Originalen, die es wohl hier oben bei uns besonders häufig gibt, der letzten Hinrichtung 1823, welcher eine tragische Liebesgeschichte vorausging und vieles mehr. Nicht erwähnen konnte ich die Geschichte der Krauss – Werke, in denen die erste vollverzinkte Badewanne, die erste Ganzmetallwaschmaschine entstand, und dessen letzter Besitzer Friedrich Emil Krauss ein großer Förderer und Sammler erzgebirgischen Brauchtums war. Platzmangel verbietet mir auch die Advents- und Weihnachtstraditionen, welche dem Erzgebirge den Beinamen „ Weihnachtsland Deutschlands „ verliehen haben, zu schildern.

Kommen Sie selbst einmal hoch zu uns, es ist immer ein Erlebnis:

 

Im Frühjahr, wenn auf den Bergen ringsum noch der Schnee liegt, im windgeschützten Schwarzenberger Tal bereits die ersten Blumen blühen; im Sommer, wenn man lange Wanderungen durch die dichten Laub- und Nadelwälder der Umgebung zu den vielfältigsten Ausflugszielen machen kann; im Herbst, wenn sich die Blätter färben und Pilze und Beeren in die Wälder locken;
doch vor allem in der Advents- und Weihnachtszeit. Kerzenlicht von vielen Schwibbögen, Engeln und Bergmännern scheint aus den Fenstern, der Schwarzenberger Weihnachtsmarkt lockt unzählige Einheimische und Besucher um die lichtgeschmückte Tanne auf dem Markt.

Die Schwarzenberger Pyramide gilt als die älteste erhalten Großpyramide in ganz Deutschland. 1934, anlässlich der Krippenschau in Aue, war sie das erste Mal zu bewundern. Ein Jahr später stand sie erstmals in Schwarzenberg, auf der Terrasse vor dem Ratskeller. Nun steht sie am Altstadteingang.

 
Quellenangaben
  • „ Geschichte der Stadt Schwarzenberg „ – Dr. Walter Fröbe
  • „ Herrschaft und Stadt Schwarzenberg bis zum 16. Jahrhundert „ – Dr. Walter Fröbe
  • „ Ein Jahrtausend Erzgebirgischer Geschichte „ – Dr. Walter Fröbe
  • „ Fragebogen zur Ortskarteikarte – Erfassung der Kunst- und Kulturdenkmale im Lande Sachsen „
  • „ Einkünfte, Dienste und Lasten des Amts Schwarzenberg „ – Dr. F. Joel
  • „ Das Schwarzenberger Privileg von 1595 „ – Dr. Gustav Sommerfeld
  • „ Schwarzenberg und Umgebung in Wort und Bild „ – o.J.o.A.
  • „ Der große Brand zu Schwarzenberg am 2. Mai 1824 „ - Horst Henschel
  • Abschriften und Kopien aus den damaligen Tageszeitungen „ Schwarzenberger Tageblatt „ und „ Erzgebirgischer Volksfreund"
  • Kirchenbuch 1665 – 1734
  • Gemeinnütziger Erzgebirgischer Anzeiger für alle Stände – Schneeberg, 14. Mai 1824
  • Nachrichtsblatt und Anzeiger für Johanngeorgenstadt und Umgegend 1883
  • Hochwasserkatastrophe im Schwarzwassertal – Rat der Stadt Schwarzenberg 1931
  • SLB Kurier ( Nachrichten aus der sächsischen Landesbibliothek Dresden) 3/1989
  • Wochenspiegel
  • Schwarzwasserbote – Beiträge zur Heimatkunde und Heimatkultur 1928
Weiterführende interessante Literatur, auf welche ich mich bei meinen Recherchen gestützt habe, sind:
Literatur über die Stadtgeschichte, die Historie des Erzgebirges und weiterer regionale Bücher finden Sie (auch in einem Onlineshop) im Büchereck Schwarzenberg.

    Dank für die mir entgegengebrachte Unterstützung gebührt dem Erzgebirgsverein Schwarzenberg und seinem damaligen Vorsitzenden Herrn Schlesinger, dem Kreisarchiv des Landkreises Aue – Schwarzenberg sowie Herrn Schale vom „ BLICK „ welche mich alle uneigennützig unterstützten.

    Schwarzenberg, September / Oktober 1999 überarbeitet und vorsichtig der derzeitigen Rechtschreibung angepasst im April 2010

    Michael Otto

    Für das Internet überarbeitet und aktualisiert: 13. April 2010 11:47:43

    genehmigte Kopien: Erzgebirgszweigverein Schwarzenberg

    © 18.03.09 Michas Webdesign

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